- Ricœur
- Ricœur[ri'kœːr], Paul, französischer Philosoph, * Valence 27. 2. 1913; ab 1948 Professor in Straßburg, dann in Paris (1956-78), gleichzeitig in Chicago (Illinois); Hauptvertreter einer hermeneutischen Phänomenologie, in der sich die Beschreibung der Phänomene mit der Deutung von Zeichen, Symbolen und Texten verbindet. Die anfängliche Phänomenologie des Wollens, die im Zeichen von E. Husserl und G. Marcel steht, wurde von Ricœur fortentwickelt, indem er die Symbolik des Bösen, die biblische Exegese, die psychoanalytische Entzifferung des Unbewussten, die schöpferische Metaphorik der Sprache sowie die Erzählstrukturen von Zeit und Geschichte in eine Welt- und Selbstdeutung des Menschen einbezieht.Werke: Philosophie de la volonté, 2 Teile (1949-60); De l'interprétation. Essai sur Freud (1965; deutsch Die Interpretation. Ein Versuch über Freud); Le conflit des interprétations (1969; deutsch Hermeneutik und Strukturalismus); La métaphore vive (1975; deutsch Die lebendige Metapher); Temps et récit, 3 Bände (1983-85; deutsch Zeit und Erzählungen); Soi-même comme un autre (1990; deutsch Das Selbst als ein Anderer); Le juste, 2 Bände (1995-2001); Mémoire, oubli, histoire (1995; deutsch Das Rätsel der Vergangenheit. Erinnern, Vergessen, Verzeihen).B. Waldenfels: Phänomenologie in Frankreich (1983);Ursula I. Meyer: P. R. Die Grundzüge seiner Philosophie (1991);The philosophy of P. R., in: The library of living philosophers, hg. v. L. E. Hahn, Bd. 22 (Chicago, Ill., 1995);J. Mattern: R. zur Einführung (1996);F. Dosse: P. R. Les sens d'une vie (Paris 1997).
Universal-Lexikon. 2012.